Worum geht es?

Die Corona Pandemie hat in den letzten Jahren die Digitalisierung von Lern- und Lehrprozessen rapide und gravierend verändert und beschleunigt. Eine – so meine Meinung – in vielen Bereichen überfällige Entwicklung. ABER auch eine Entwicklung, welche Forschung und (Weiter-)entwicklung im Kontext Digitalisierung wichtiger denn je macht. Denn nicht erst “seit Corona”, sondern schon lange davor sind durch eine immer stärker medial geprägte Umwelt ganz neue »Umwelten« entstanden und im Entstehen, die sowohl räumlich als auch zeitlich ganz neue und enorm erweiterte Strukturen aufweisen. Und nicht erst seit Corona sollte der Fokus nicht darauf liegen, “alles zu digitalisieren, was sich digitalisieren lässt”, sondern Konzepte und Theorien da zu verändern, wo daraus ein Mehrwert für alle Beteiligten, vor allem aber für die Lernenden entsteht. Das ist bei weitem nicht bei allen Trends und Entwicklungen der letzten Jahre der Fall, aber bei sehr vielen!

Dieser Aspekt muss in Bildungsforschung und (Medien)didaktik, aber auch für alle Institutionen, die sich mit globalen Bildungskonzepten beschäftigen, eine wesentliche Rolle spielen. Dabei sollte aber Technik und Technologie nicht als deterministischer Faktor betrachtet werden, bisherige Lern- und Entwicklungstheorien und Modelle sollten nicht (nur) ersetzt sondern (auch) ergänzt und kombiniert werden. Neue Möglichkeiten und Potentiale, sowie  die Unterschiede zwischen F2F-Kommunikationsprozessen und cvK müssen “mitgedacht”, “neu-gedacht” und einbezogen werden (Media Richness Theory (Daft und Lengel, 1986), Reduced Social Cues (Kiesler, Siegel und Mc Guire, 1984).

In einer vernetzten und mobilen Welt ist es nicht mehr sinnvoll, Problemlösungen dualistisch anzugehen, sprich innerhalb einzelner, sich gegeneinander abgrenzender Disziplinen und Wissenschaften nach der Theorie oder dem Modell zu suchen. Lernen ist Entwicklung und Entwicklung ist ein wechselseitiger stufenförmiger Prozess mit vielen Ebenen.

Lösungen sollten daher interdisziplinär entwickelt, diskutiert und kombiniert werden und Erkenntnisse aus Bildungswissenschaft, Soziologie, Neurologie, Bildungspolitik  usw. einbeziehen – und hierfür die Potentiale »neuer Medien« nutzen – sowohl in der Forschung, als auch in den gesuchten Lösungen. Nicht als Wunderpille oder Allheilmittel, sondern als effiziente und effektive Werkzeuge. Ein solches soll auch das hier zu konzipierende Weblog darstellen.

Die Idee zur Thematik ergab sich aus meiner Bachelorarbeit »strukturgenetische Bedingungen digitaler Literalität«.  Hier hatte ich über den Zusammenhang zwischen neuen Medien/Technologien und kognitiver Entwicklung geschrieben und vor dem Hintergrund der Theorien von Piaget, Elias, Oesterdiekhof und Dux globale Bildungsprojekte (UNESCO, OLPC) kritisch hinterfragt. Dabei stellte sich mir die Frage, ob es heute überhaupt noch möglich ist, kognitive Entwicklung und Bildungsprozesse über die vier von Piaget gezeigten Entwicklungsstadien adäquat zu beschreiben, oder ob angesichts immer größerer Vernetzung und digitaler Such- und Zugriffsmöglichkeiten auf Informationen und Wissen, nicht von einem neuen, fünften Stadium ausgegangen werden müsste, das sich vom vierten Stadium klar abgrenzen und definieren lässt. Dieser Fragestellung möchte ich hier – unter Einbezug aktueller interdisziplinärer Forschung – weiter nachgehen.

Die Entscheidung für eine Internetpräsenz in Form eines Weblogs fiel, da ein solches die ideale Plattform darstellt, um

  • einen interdisziplinären Überblick über den aktuellen Forschungsstand zur Thematik zu bieten

und

  • Diskurse zu sammeln, Anknüpfungs- und Berührungspunkte herauszuarbeiten und konträre Argumente zur Diskussion zu stellen

Darüber hinaus hat es das Potential, sobald es etabliert und über Vernetzung verwandter Websites und Institutionen bekannter geworden ist,

  • interdisziplinäre Diskurse anzustoßen

und

  • so zu einer forschenden Community – einer Community of Research zu werden.

Es bietet sowohl „‘Connectivity‘ verstanden als Möglichkeit, andere Mitglieder im Netzwerk zu erreichen, als auch ‚Communality‘, verstanden als das gemeinsame Zusammentragen und Teilen von Informationen.“  (Schmid 2006, S. 114 mit Bezug auf van den Hooff et al. 2005)

 

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